FSME-Impfung und die österreichische Erfahrung

Jan 13, 2022
admin

In der Zeit vor der Impfung war Österreich das Land mit der höchsten Morbidität an Zeckenenzephalitis (FSME) in Europa. Die Krankheit machte mehr als 50% aller viralen Meningoenzephalitiden in den östlichen und südlichen Teilen des Landes aus. Dies veranlasste uns 1971, gemeinsam mit J. Keppie vom Microbiological Research Establishment, Porton Down, England, ein Projekt zur Entwicklung eines Impfstoffs zu starten. Nach sehr zufriedenstellenden Ergebnissen von Feldstudien, die an Personen durchgeführt wurden, bei denen FSME als Berufskrankheit eingestuft wurde (Waldarbeiter, Landwirte usw.), wurde der abgetötete Virusimpfstoff (siehe Kapitel von N. Barrett in dieser Ausgabe) von der Immuno AG Wien (jetzt Baxter Health-Care) kommerziell verfügbar gemacht. Der Impfstoff erwies sich als hoch immunogen und wurde sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern sehr gut vertragen. Nach Abschluss der dreimaligen Impfung wurden Serokonversionsraten von >99% verzeichnet. In Österreich, wie auch in anderen europäischen Ländern, wird FSME heute zum größten Teil bei Freizeitaktivitäten erworben. Angesichts dieser Tatsache wurde 1981 eine Massenimpfkampagne gestartet. In der Folge stieg die Durchimpfungsrate der österreichischen Bevölkerung von 6 % im Jahr 1980 auf 86 % im Jahr 2001, in einigen Hochrisikogebieten sogar auf über 90 %. Die jährlich von unserem Überwachungssystem erhobenen Daten zeigen, dass die klinische Wirksamkeit des Impfstoffs ausgezeichnet ist. Ausgehend von der Annahme, dass die gesamte österreichische Bevölkerung einem Infektionsrisiko ausgesetzt ist, beträgt die berechnete Schutzrate nach drei Impfdosen 96-98,7 %. Durchbruchserkrankungen sind selten und betreffen vor allem höhere Altersgruppen. Seit der Einführung der FSME-Impfung wurde nur ein einziger Fall in der Altersgruppe bis 20 Jahre beobachtet. Die zunehmende Durchimpfung führte zu einem mehr oder weniger stetigen Rückgang der FSME, wodurch sich das Problem der öffentlichen Gesundheit in Österreich drastisch verringerte, insbesondere in den Bundesländern, in denen früher die höchsten Erkrankungsraten zu verzeichnen waren. So wurden beispielsweise in Kärnten in den Jahren 1973-1982 durchschnittlich 155 Fälle pro Jahr verzeichnet, während es in den letzten vier Jahren nur noch vier Fälle pro Jahr waren. Die österreichischen Erfahrungen zeigen, dass die Eindämmung einer durch Zecken übertragenen Viruserkrankung möglich ist, wenn ein gut verträglicher und wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht, der von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert wird.

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