Währungsunion
Währungsunion, Vereinbarung zwischen zwei oder mehreren Staaten zur Schaffung eines einheitlichen Währungsraums. Eine Währungsunion beinhaltet die unwiderrufliche Fixierung der Wechselkurse der nationalen Währungen, die vor der Bildung einer Währungsunion bestanden. In der Vergangenheit wurden Währungsunionen sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus politischen Erwägungen heraus gegründet. Eine Währungsunion geht mit der Einführung einer einheitlichen Geldpolitik und der Gründung einer einzigen Zentralbank einher oder damit, dass die bereits bestehenden nationalen Zentralbanken zu integrativen Einheiten eines gemeinsamen Zentralbanksystems werden. Normalerweise beinhaltet eine Währungsunion die Einführung gemeinsamer Banknoten und Münzen. Diese Aufgabe kann jedoch auch unter den Teilnehmerstaaten aufgeteilt werden. Entweder wird ihnen das Recht eingeräumt, Münzen oder Banknoten im Namen des gemeinsamen Zentralbanksystems auszugeben, oder die jeweiligen nationalen Währungen werden zu Stückelungen einer unsichtbaren gemeinsamen Währung.
Das prominenteste Beispiel für eine Währungsunion zu Beginn des 21. Jahrhunderts war die Schaffung einer gemeinsamen Währung für die meisten Länder der Europäischen Union (EU) – der Euro. Dieses Beispiel verdeutlicht das Zusammenspiel wirtschaftlicher und politischer Faktoren bei der Schaffung einer Währungsunion. Aus wirtschaftlicher Sicht trägt eine Währungsunion zur Senkung der Transaktionskosten in einem zunehmend integrierten regionalen Markt bei. Sie trägt auch zur Erhöhung der Preistransparenz bei und steigert damit den innerregionalen Wettbewerb und die Markteffizienz. Darüber hinaus wurde eine Währungsunion als ein wesentlicher Schritt zur weiteren politischen Integration der EU angesehen.
Eine Währungsunion kann negative Auswirkungen auf die teilnehmenden Volkswirtschaften haben. Im Falle des Euro äußerten einige Ökonomen Zweifel daran, ob die EU als „optimaler Währungsraum“ angesehen werden kann. Die wirtschaftliche Vielfalt und die Unflexibilität der Arbeitsmärkte wurden als die größten Hindernisse für die EU-Mitgliedstaaten angesehen, die Vorteile der Währungsunion voll auszuschöpfen. Die monetäre Integration machte einige Volkswirtschaften besonders anfällig für asymmetrische (externe) Schocks, da die nationalen Entscheidungsträger keine Kontrolle mehr über die nominalen Zinssätze hatten. (Siehe auch Schuldenkrise in der Eurozone.)
Die Schaffung einer Währungsunion stellt daher sowohl auf nationaler als auch auf supranationaler Ebene eine Herausforderung dar. Sie wirft die Frage nach der institutionellen Ausgestaltung einer gemeinsamen Geldpolitik und der Notwendigkeit einer gleichzeitigen Integration der makroökonomischen Politiken auf. Da diese Fragen zentrale Aspekte der nationalen Souveränität berühren, werden Währungsunionen manchmal mit dem Übergang eines Staatenbundes zu einem föderalen System in Verbindung gebracht. Wie das Beispiel der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion jedoch zeigt, kann eine zentralisierte Geldpolitik mit einem dezentralisierten wirtschaftspolitischen Rahmen vereinbar sein. In diesem Rahmen sind die nationalen Regierungen weiterhin allein für die Wirtschaftspolitik zuständig, müssen aber ihre Politik koordinieren. Außerdem müssen sie eine Reihe gemeinsamer Regeln für die Durchführung ihrer Finanzpolitik einhalten. Dazu gehört vor allem die Regel, übermäßige öffentliche Defizite zu vermeiden.