Stabilität einer metabolisierbaren Esterbindung in Radioimmunkonjugaten
Esterbindungen wurden als metabolisierbare Bindungen verwendet, um die Radioaktivität in Nicht-Zielgeweben nach der Verabreichung von mit metallischen Radionukliden markierten Antikörpern zu verringern. Bei diesem radiochemischen Design von Antikörpern sollten die Esterbindungen in Nicht-Zielgeweben zwar schnell gespalten werden, doch ist auch eine hohe Stabilität der Esterbindungen im Plasma erforderlich, um die Zielradioaktivitätswerte zu erhalten. Um die strukturellen Anforderungen an die Stabilisierung der Esterbindung zu bewerten, wurde ein neuer bifunktioneller Chelatbildner mit einer Esterbindung auf Benzyl-EDTA-Basis, (1-Benzyl]ethylendiamin-N,N,N‘,N‘ -tetraessigsäure (MESS-Bz-EDTA), entwickelt. MESS-Bz-EDTA wurde mit einem thiolierten monoklonalen Antikörper (OST7, IgG1) gekoppelt, der durch Reduktion seiner Disulfidbindungen hergestellt wurde, um die Esterbindung nahe und proximal des Antikörpermoleküls einzuführen. Zum Vergleich wurde 1-Ethylendiamin-N,N,N‘,N‘-tetraessigsäure (EMCS-Bz-EDTA) und Meleimidoethyl-3-Jodhippurat (MIH) mit OST7 in der gleichen chemischen Verbindung gekoppelt. Bei der Inkubation in 50 %igem Mäuseplasma oder einer gepufferten Lösung mit neutralem pH-Wert setzte OST7-MESS-Bz-EDTA-111In die Radioaktivität rasch frei, und mehr als 95 % der ursprünglichen Radioaktivität wurden nach einer 24-stündigen Inkubation in beiden Lösungen freigesetzt, was auf die Spaltung der Esterbindung zurückzuführen war. Dagegen wurden nur etwa 20 % der Radioaktivität aus OST7-MIH-131I in beiden Lösungen während derselben Inkubationszeit freigesetzt. In Biodistributionsstudien an Mäusen wurde bei OST7-MIH-131I eine etwas schnellere Freisetzung der Radioaktivität aus dem Blut mit geringeren Radioaktivitätskonzentrationen in Leber und Nieren beobachtet als bei OST7-EMCS-Bz-EDTA-111In, während OST7-MESS-Bz-EDTA-111In eine viel schnellere Freisetzung der Radioaktivität aus dem Blut zeigte als OST7-MIH-131I bzw. Succinamidobenzyl-EDTA-111In und fast vergleichbar damit war. Diese Ergebnisse sowie frühere Erkenntnisse über radiomarkierte Antikörper mit Esterbindungen deuten darauf hin, dass die Einführung einer Esterbindung in der Nähe eines Antikörpermoleküls die Esterbindung zwar gegen den Zugriff von Esterasen stabilisiert, die chemischen Strukturen der an die Esterbindungen gebundenen Bindungen und Radiomarken jedoch eine wichtige Rolle für die chemische Stabilität der Esterbindung spielen. Dies könnte die unterschiedliche Stabilität der Esterbindungen in den bisher berichteten Radioimmunkonjugaten erklären.