Störungen der Erregung aus dem Schlaf und gewalttätiges Verhalten: die Rolle von Körperkontakt und Nähe
Studienziele: Überprüfung von medizinischen und juristischen Fallberichten, um festzustellen, wie viele davon die Annahme zu stützen scheinen, dass Gewalt gegen andere Personen, die während Erregungsstörungen – Schlafwandeln, verwirrte Erregung und Schlaf-Terror – auftritt, durch direkten Körperkontakt oder Nähe zu dieser Person ausgelöst wird und nicht zufällig oder spontan auftritt.
Aufbau: Historische Überprüfung von Fallberichten in der medizinischen und juristischen Literatur.
Messungen und Ergebnisse: Es wurden insgesamt 32 Fälle aus der medizinischen und juristischen Literatur untersucht. Jeder Fall enthielt eine Aufzeichnung von Gewalttätigkeit in Verbindung mit Erregungsstörungen; in jedem Fall waren Einzelheiten des gewalttätigen Verhaltens verfügbar. Gewalttätiges Verhalten im Zusammenhang mit Provokationen und/oder Nähe wurde bei 100 % der Patienten mit konfusem Erregungszustand und bei 81 % der Patienten mit Schlafterror festgestellt. Gewalttätiges Verhalten wurde in 40-90 % der Fälle von Schlafwandeln mit Provokation oder Nähe in Verbindung gebracht, je nachdem, ob das Gerichtsurteil und andere Faktoren berücksichtigt wurden. Häufig war die Provokation recht gering und die Reaktion stark übertrieben. Die spezifische Art und Weise, wie die Gewalttätigkeit ausgelöst wurde, unterschied sich zwischen Schlafwandeln, verwirrten Erregungszuständen und Schlafterror.
Schlussfolgerungen: In den untersuchten Fällen schien gewalttätiges Verhalten gegen andere Personen im Zusammenhang mit Erregungsstörungen am häufigsten auf eine direkte Provokation durch eine andere Person oder die Nähe zu einer anderen Person zu folgen. Schlafwandler suchten ihre Opfer meist nicht auf, sondern die Opfer suchten den Schlafwandler auf oder begegneten ihm. Diese Schlussfolgerungen werden durch mehrere Einschränkungen geschmälert: Die Auswahl der Fälle war nicht zufällig und stellt möglicherweise keine genaue Stichprobe gewalttätiger Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Erregungsstörungen dar. Außerdem sollten die endgültigen Urteile der Geschworenen in gemeldeten Rechtsfällen nicht mit dem wissenschaftlichen Beweis für das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Schlafwandeln verwechselt werden. Die Pathophysiologie von Erregungsstörungen mit und ohne gewalttätiges Verhalten könnte mit der normalerweise auftretenden Deaktivierung der Frontallappen während des Slow-Wave-Schlafs (SWS) zusammenhängen, die über atypisch aktive thalamokortikale Bahnen mit den limbischen Bereichen verbunden ist. Es ist nicht bekannt, ob sich der gewalttätige Schlafwandler, der Patient mit konfusem Erregungszustand oder der Patient mit Schlafterror von anderen Patienten mit diesen Störungen unterscheidet. Die Schlussfolgerungen dieser Fallserie müssen durch die Ergebnisse künftiger schlaflaborgestützter Studien bestätigt werden.