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Discussion
Die Dermatitis neglecta, auch bekannt als ungewaschene Dermatose, wurde erstmals 1995 von Poskitt et al. vorgestellt. Die Ätiologie dieser Entität ist noch nicht vollständig erforscht. Als auslösende Faktoren werden unzureichende Reinigung und unsachgemäße Hygiene in einem Bereich der Immobilität, Schmerzen, Hyperästhesie, frühere Traumata und chirurgische Eingriffe vermutet, die zu einer unzureichenden Abschilferung der Haut führen. Das Endergebnis ist eine Ansammlung von Talg, Schweiß, Keratin und anderen Verunreinigungen in Form von lokalisierten hyperpigmentierten Flecken oder einer verrukösen Plaque mit anhaftenden, hornschuppenartigen Schuppen. Es ist erwähnenswert, dass die terra firma forme Dermatose, die der DN sehr ähnlich ist, in erster Linie auf eine verzögerte Reifung der Korneozyten und Melaninretention zurückzuführen ist. Bei DN ist es nicht ungewöhnlich, dass der Patient mangelnde Sauberkeit verleugnet. Kräftiges Abreiben mit alkoholgetränkter Gaze oder Seife und Wasser führt zu einer vollständigen Auflösung der Läsion. Die Patienten sollten darauf hingewiesen und ermutigt werden, dass eine angemessene Hygiene der behinderten betroffenen Region eher von Vorteil als von Nachteil ist. Tägliches leichtes Abschrubben des betroffenen Bereichs mit Wasser und Seife oder Alkohol ist in den meisten Fällen ausreichend. Keratolytische Mittel und Weichmacher sind resistenten Fällen vorbehalten. Eine frühzeitige und prompte klinische Erkennung dieser Erkrankung und der ihr zugrundeliegenden Ursache führt zur Vermeidung invasiver diagnostischer und therapeutischer Eingriffe.
DN sollte bei der Differentialdiagnose aller hyperpigmentierten lokalisierten Läsionen berücksichtigt werden, insbesondere bei solchen mit einem Hintergrund von Behinderung. In unserem ersten Fall litt die Patientin an einer Allodynie der betroffenen Stelle, was sie dazu veranlasste, die lokale Hygiene zu vernachlässigen. Im zweiten Fall hatte die Patientin Angst, den Herzschrittmacher zu beschädigen, und reinigte daher den umliegenden Bereich nicht. Im letzten Fall vermied die Patientin das Schrubben des Bades aus Angst vor einer Verschlimmerung ihrer Hautkrankheit (Pityriasis rubra pilaris). Alkoholische Abstriche dienen als diagnostisches und therapeutisches Mittel bei Dermatitis neglecta. Der Abstrich mit Wasser und Seife führt ebenfalls zu einem mehr oder weniger ähnlichen Ergebnis, das in allen unseren drei Fällen zu beobachten war. Die Dermatitis terra firma forme ist die nächstliegende Differentialdiagnose, für die das Vorhandensein einer angemessenen Hygiene, das Fehlen von cornflakeartigen Schuppen und die Unempfindlichkeit des schmutzigen Flecks gegenüber Abstrichen mit Seifenwasser sprechen. Bei der Dermatitis artefacta handelt es sich um eine fiktive Erkrankung, bei der die Läsionen vom Patienten selbst erzeugt oder verschlimmert werden, und zwar vor dem Hintergrund einer psychiatrischen Störung. Die konfluierende und netzförmige Papillomatose von Gougerot und Carteaud zeigt sich häufig mit trockenen, graubraunen Papeln mit minimaler Schuppung, die im Zentrum konfluieren und sich netzförmig nach außen ausbreiten, am häufigsten in der intermammären Region, und steht in keinem Zusammenhang mit der Reinigung. Sie wird häufig mit Pityrosporum orbiculare in Verbindung gebracht und spricht auf orales Minocyclin an. Andere Erkrankungen in der Differentialdiagnose sind verruköse Naevi, Pityriasis versicolor, Acanthosis nigricans, postinflammatorische Hyperpigmentierung, Reibungshyperkeratose, schmutziger Hals bei Atopikern und verschiedene Formen der Ichthyose. Wir glauben, dass die tatsächliche Prävalenz dieser Erkrankung unterschätzt wird, weil die Patienten meist asymptomatisch sind und die pathologische Natur dieser scheinbar harmlosen Entität nicht erkennen.