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Aug 30, 2021
admin

Diskussion

Ein 63-jähriger Mann stellte sich mit einer rechten Gesichtslähmung und Diplopie vor. Bei der Untersuchung wurde bei ihm eine akute Leukämie mit ZNS-Beteiligung diagnostiziert. Nach zwei Zyklen Chemotherapie klagte er über Bauchschmerzen im rechten oberen Quadranten, woraufhin eine kontrastverstärkte Computertomographie (CECT) durchgeführt wurde. Die CECT zeigte einen großen Leberabszess als Ursache der Schmerzen. Außerdem wurde zufällig eine indirekte Leistenhernie auf der rechten Seite mit einem Blinddarm als Inhalt festgestellt. Diese wurde auf axialen Bildern (Abb. 1a-j) erkannt, wobei die koronalen Bilder (Abb. 2a-h) eine bessere Darstellung zeigten. Weder klinisch noch in der Bildgebung fanden sich Hinweise auf eine Appendizitis.

Die zusammenhängenden axialen Aufnahmen (a-j) zeigen den Appendix, der in die rechtsseitige indirekte Leistenhernie übergeht. Der weiße Stern zeigt das Zökum, der schwarze Stern das terminale Ileum, die weißen Pfeile den Blinddarm und der schwarze Pfeil die rechten inferioren epigastrischen Gefäße

Aneinandergrenzende koronale Aufnahmen (a-h), die den in die rechtsseitige indirekte Leistenhernie eintretenden Blinddarm besser darstellen. Der weiße Stern zeigt das Zökum, der schwarze Stern das terminale Ileum, der weiße Pfeil die Appendix und der gelbe Pfeil den Übergang der Appendix zum Zökum. Der schwarze Pfeil zeigt die kontralaterale normale Leistenregion

Ein Leistenbruchsack mit Wurmfortsatz wird als Amyand’sche Hernie (AH) bezeichnet. Die Definition umfasst sowohl den normalen, den entzündeten als auch den perforierten Blinddarm. Sie ist nach dem Chirurgen Claudius Amyand benannt, der vermutlich als erster eine erfolgreiche Appendektomie eines perforierten Wurmfortsatzes bei einer Leistenhernie durchgeführt hat. AH ist selten und tritt in 0,28-1 % der Fälle auf, während eine Blinddarmentzündung nur in 0,07-0,13 % vorkommt. Sie sind in der Regel rechtsseitig, da der Blinddarm ein rechtsseitiges Organ ist, obwohl auch linksseitige Hernien auftreten können. Leistenhernien lassen sich im axialen CT leicht erkennen; für die Diagnose von AH sind jedoch sagittale und koronale Aufnahmen hilfreich, und manchmal kann auch Ultraschall hilfreich sein. Man geht davon aus, dass die Appendizitis eher durch eine Kompression des Wurmfortsatzes an der Basis der Hernie als durch eine intraluminale Obstruktion verursacht wird. In Fällen von AH mit Appendizitis kann eine entzündete und schmerzhafte Masse in der rechten Leistengegend gefunden werden. In vielen Fällen ähnelt der Befund jedoch eher einer eingeklemmten Hernie als einer Appendizitis. Es wurden verschiedene Klassifizierungen für AH vorgeschlagen, wie Losanoff und Basson, Nyhus und Bendavid. AH mit Appendizitis ist ein chirurgischer Notfall, und Radiologen sollten mit dieser Erkrankung vertraut sein. Bei unserem Patienten wurden die Begleiterkrankungen behandelt; da er jedoch asymptomatisch für die AH war und keine Anzeichen für eine Appendizitis aufwies, wurden keine chirurgischen Maßnahmen für die AH ergriffen.

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