Kaiser und Erzherzöge
Wir haben in früheren Artikeln gesehen, wie unterschiedliche Bezeichnungen für die von den Habsburgern beherrschte Ländergruppe gelten. Aber was ist mit den Familienmitgliedern selbst?
Kein Spross der königlichen Dynastie, der etwas auf sich hält, würde sich ohne seinen offiziellen Titel in der Öffentlichkeit zeigen. Aber wo genau passen die Begriffe Kaiser und Kaiserin oder Erzherzog und Erzherzogin in die habsburgische und Wiener Geschichte?
Der typische Habsburger Monarch hatte viele Titel. Sehr viele.
Kaiser Franz Joseph zum Beispiel stellte einer Proklamation von 1848 eine Liste voran, die Folgendes enthielt:
Kaiser von Österreich, König von Ungarn und Böhmen, König der Lombardei und Venetiens, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien, Erzherzog von Österreich, Großherzog der Toskana, Herzog von Lothringen, von Salzburg, Steiermark, Kärnten, Krain, Großherzog von Siebenbürgen, Markgraf von Mähren … und die Liste ist noch lange nicht zu Ende.
Seine Visitenkarten müssen A4-Format gehabt haben.
(Kaiser Franz Joseph, der Mann der vielen Titel. Foto mit freundlicher Genehmigung der Library of Congress)
Aber Sie brauchen sich um all diese verschiedenen Titel keine Sorgen zu machen. Es gibt nur zwei, die man wirklich verstehen muss, wenn man Wien besucht: Kaiser/Kaiserin und Erzherzog/Erzherzogin.
Kaiser/Kaiserin
(Deutsch: Kaiser / Kaiserin)
Nahezu alle berühmten Habsburger, denen man begegnet, waren Kaiser oder Kaiserinnen, entweder aus eigenem Recht oder als Ehefrau des Herrschers.
Sie waren natürlich nicht alle Kaiser desselben Landes. Frühere Habsburger Kaiser (vor 1806) erhielten diesen Titel als formelles Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches. Nach 1804 bekamen sie ihn als Oberhaupt des Österreichischen Reiches.
Franz war der glückliche Habsburger, der zwischen 1804 (der offiziellen Gründung des Österreichischen Reiches) und 1806 (der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches) ein Doppelkaiser sein konnte.
(Kaiser Franz I / II. Foto mit freundlicher Genehmigung der British Library)
Er war Kaiser Franz II (Heiliger Römischer Kaiser) und auch Kaiser Franz I (Österreichischer Kaiser). Deshalb wird er oft als Franz II./I. bezeichnet.
Die Zahlen, die an den Namen angehängt werden, hängen natürlich davon ab, wie viele frühere Träger des Titels denselben Namen trugen. Das ist manchmal verwirrend, da die Zahl davon abhängt, über welchen Titel man gerade spricht.
Im 15. Jahrhundert war der Habsburger Monarch Friedrich zum Beispiel Friedrich III., Friedrich IV. und Friedrich V., je nachdem, ob man sich auf seine Position als Heiliger Römischer Kaiser, König der Römer oder lokaler Herzog bezog. Lustig für ihn, verwirrend für den Rest von uns.
Im Allgemeinen beziehen sich die römischen Ziffern hinter den Namen der habsburgischen Herrscher jedoch auf ihren Status als Kaiser.
Erzherzog / Erzherzogin
(deutsch Erzherzog / Erzherzogin)
Verbringt man viel Zeit in Wien, wird man denken, dass der Ort hauptsächlich von Erzherzögen (männlich) und Erzherzoginnen (weiblich) bevölkert war. Sie werden überall erwähnt.
(Statue von Erzherzog Albrecht)
Zum Beispiel:
- Die Statue vor dem Palais und Kunstmuseum Albertina ist von Erzherzog Albrecht (1817 – 1895)
- Die Gemäldesammlung des Kunsthistorischen Museums verdankt viel den Bemühungen von Erzherzog Ferdinand II. (1529 – 1595) und Erzherzog Leopold Wilhelm (1614 – 1662)
- Kaiserin Elisabeth (1837 – 1898) war bekannt für ihre Kämpfe mit Erzherzogin Sophie (der Mutter von Kaiser Franz Joseph).
Sie verstehen schon.
Dieser Titel war fast ausschließlich ein habsburgischer. Die Familie erfand ihn für sich selbst, indem sie zum Beispiel das Herzogtum Österreich in das Erzherzogtum Österreich umwandelte (so trug der Monarch den Titel Erzherzog oder Erzherzogin von Österreich).
(Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn & Böhmen und Heilige Römische Kaiserin. Bild mit freundlicher Genehmigung des Rijksmuseums)
Zu einem bestimmten Zeitpunkt erhielten auch die Söhne und Töchter des Kaisers den Titel Erzherzog oder Erzherzogin. Jetzt wird klar, warum es so viele sind; Maria Theresia hatte zum Beispiel 16 Kinder.
Der unmittelbare Thronfolger (und sein Gemahl) war übrigens auch der Kronprinz oder die Kronprinzessin.
So hatten Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth zum Beispiel vier Kinder:
- Erzherzogin Sophie Friederike
- Erzherzogin Gisela
- Kronprinz und Erzherzog Rudolf
- Erzherzogin Marie Valerie
Aber damit ist das Ringen um Titel noch nicht zu Ende.
Eine ganze Reihe von Geschäften und alten Schildern in der Wiener Innenstadt tragen die Bezeichnung k. u. k. oder ähnlich, verbunden mit der Andeutung einer bedeutenden königlichen Verbindung. Hier ist die Erklärung.