Farbatlas von kutanen Rundzelltumoren beim Hund
Von Patty Ewing, DVM, MS, DACVP
(anatomische und klinische Pathologie)
angell.org/lab
617-541-5014
Einführung
Die zytologische Auswertung von kutanen und subkutanen Massenaspiraten ist eine bequeme und schnelle Methode, um bei der Mehrzahl der Patienten eine endgültige oder präsumtive Diagnose zu erhalten. In einer Studie, in der die zytologischen und histopathologischen Untersuchungsergebnisse von kutanen und subkutanen Läsionen in 243 Proben verglichen wurden, stimmte die Diagnose in 90,9 % der Fälle überein.1 Die Ergebnisse der zytologischen Untersuchung können Aufschluss über die Prognose geben und Hinweise für die nächsten diagnostischen Schritte und/oder die Behandlung liefern. Eine Sedierung oder Anästhesie ist für die Probenentnahme nur selten erforderlich. Die Proben können oft innerhalb weniger Minuten entnommen, aufbereitet und mikroskopisch ausgewertet werden. Die Kategorie der diskreten Rundzelltumoren setzt sich hauptsächlich aus Zellen des hämolymphatischen Systems zusammen. Neben der runden bis ovalen Form der Zellen ist das unterscheidende morphologische Merkmal ihre diskrete Beschaffenheit, die keine zellulären Verbindungen aufweist, was dazu führt, dass die Zellen einzeln auftreten und nicht als kohäsive Aggregate (epitheliale Tumoren) oder lose Zellaggregate, die mit der extrazellulären Matrix verbunden sind (mesenchymale/Spindelzelltumoren).2 Aspirate von Rundzelltumoren liefern im Allgemeinen eine große Anzahl neoplastischer Zellen, was ihre Auswertung lohnend macht. In diesem Farbatlas werden die zytologischen Merkmale der folgenden sechs Rundzelltumoren des Hundes hervorgehoben: kutanes Histiozytom des Hundes, histiozytäres Sarkom, Mastzelltumor, Lymphom, Plasmazelltumor und transmissibler venöser Tumor (TVT). Tabelle 1 enthält eine Zusammenfassung der zytologischen Merkmale und typischen Lokalisationen für jeden Rundzelltumortyp.
Tabelle 1. Zytologische Merkmale von kutanen/subkutanen diskreten Rundzelltumoren
Typ | Häufiges Erscheinungsbild | Zytologische Merkmale2 |
Histiozytom | Einzelne glatte rosa erhabene haarlose Masse; oft am Kopf, an den Ohrmuscheln | Relativ einheitliche mittelgroße runde Zellen mit mittelgroßem, rundem bis leicht gekerbtem Zellkern, fein geätztem Chromatin, mäßiger Menge an blassem, leicht körnigem Zytoplasma; wenige mitotische Figuren |
Histiozytensarkom | Einzelne oder multiple, violett/rote Knötchen; oft mit viszeraler oder periartikulärer Beteiligung | Große runde bis spindelförmige Zellen mit einem oder mehreren großen runden Kernen, ausgeprägtem Pleomorphismus, reichlich blassem Zytoplasma, das oft vakuolisiert ist oder Phagozytose von RBCs oder WBCs aufweist; mitotische Figuren können vorhanden sein |
Mastzelltumor | Einzelne oder seltener multiple weiße bis hellgelbe oder hämorrhagische Massen oder Plaques; Ulzeration häufig; viszerale Beteiligung möglich | Mittelgroße runde Zellen mit zentralem runden Kern, der oft von zahlreichen feinen bis groben, violetten zytoplasmatischen Granula, die mäßig reichlich blasses Zytoplasma ausfüllen |
Lymphom | Mehrere weißliche oder rote bis violette Knötchen beim nicht-epitheliotropen Typ | Mittelgroße bis große runde Zellen mit hohem Kern-Zytoplasma (N:C)-Verhältnis, feinkörnigem Chromatin, prominenten Nukleoli, spärlichem mittelblauem Zytoplasma; mitotische Figuren häufig bei hochgradigen Lymphomen |
Plasmazelltumor | Einzelnes erhabenes rosa Knötchen an Kopf, Rumpf oder Gliedmaßen; in der Regel nicht mit multiplem Myelom assoziiert | Mittelgroße runde Zellen mit einem großen runden exzentrischen Kern, grob netzartiges bis gestreiftes Chromatin, + undeutliche Nukleoli, reichlich mittel- bis tiefblaues Zytoplasma oft mit perinukleärer klarer Zone; mitotische Figuren können vorhanden sein. |
Transmissible Venereal Tumor | Einzelne oder häufiger mehrfache knotige, gestielte bis blumenkohlartige Massen an den äußeren Genitalien sexuell aktiver Hunde | Große runde Zellen mit mittelgroßen, runden Kernen, grob gestipptem Chromatin, kleinen bis prominenten Nukleoli, mäßiger Menge an blassem Zytoplasma mit wenigen kleinen ausgeprägten zytoplasmatischen Vakuolen; mitotische Figuren können vorhanden sein. |
Kanines kutanes Histiozytom
Histiozytome sind gutartige Tumore, die aus Langerhans-Zellen bestehen, die dendritische, Antigen-präsentierende Zellen der Haut sind. Histiozytome treten am häufigsten als solitäre Hautmasse bei Hunden unter 2 Jahren auf, können aber bei Hunden jeden Alters vorkommen.3 Scottish Terrier, Bullterrier, Boxer, English Cocker Spaniels, Flat Coated Retriever, Dobermannpinscher und Shetland-Schäferhunde sind prädisponiert für die Entwicklung von Histiozytomen.4 Die Mehrzahl der Tumoren bildet sich aufgrund immunologischer Reaktivität spontan zurück.4 Das zytologische Erscheinungsbild ist in Abbildung 1 dargestellt.
Abbildung 1. Aspirat aus einem kutanen Histiozytom. Links. Man beachte große diskrete runde bis ovale Zellen (schwarze Pfeile) von relativ einheitlicher Größe, die einen großen, runden bis ovalen, leicht exzentrischen Kern und eine mäßige Menge Zytoplasma aufweisen. Eine geringe Anzahl kleiner Lymphozyten (grüne Pfeilspitzen) und eine Plasmazelle (rote Pfeilspitze) sind vorhanden. (Diff-Quik, 600-fache Vergrößerung.) Rechts. Höhere Vergrößerung der Histiozytomzellen mit fein geätztem Chromatin, 1-3 kleinen undeutlichen Nukleoli im Kern und reichlich, leicht körnigem, blassblauem Zytoplasma. (Diff-Quik, 1500fache Vergrößerung.)
Histiozytäres Sarkom (maligne Histiozytose)
Das histiozytäre Sarkom kann als lokalisierte Masse im subkutanen Gewebe oder in der periartikulären Region oder als disseminierte Erkrankung (Lymphknoten, Knochenmark, Milz, Leber, Lunge, Haut) auftreten. Die disseminierte Form wird gemeinhin als maligne Histiozytose bezeichnet. Lokalisierte histiozytäre Sarkome treten am häufigsten bei Flatcoat-Retrievern mittleren oder höheren Alters, Golden und Labrador Retrievern sowie Rottweilern auf.5 Die maligne Histiozytose hat eine Vorliebe für Berner Sennenhunde sowie die oben genannten Rassen.5 Die Krankheit verläuft nach einem progressiven Verlauf einheitlich tödlich. Das zytologische Erscheinungsbild ist in Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung 2. Aspirate eines histiozytären Sarkoms. Links. Man beachte große, diskrete, einzeln auftretende runde bis ovale Zellen mit einem großen, runden, exzentrischen Kern, verlaufendem Chromatin, mehreren runden Nukleoli und einer mäßigen Menge vakuolisierten Zytoplasmas, das dunkel gefärbtes Hämosiderinpigment, phagozytierte Erythrozyten oder Leukozyten enthält (schwarze Pfeile). Der grüne Pfeil kennzeichnet eine neoplastische Zelle mit einer bizarren mitotischen Figur. Rote Pfeilspitzen kennzeichnen Neutrophile zum Größenvergleich. (Diff-Quik, 1000fache Vergrößerung.) Rechts. Histiozytäres Sarkom mit sowohl runden als auch birnen- bis spindelförmigen Zellen (schwarze Pfeile), die in nicht zusammenhängenden Aggregaten angeordnet sind. Man beachte die Multinukleation einiger Zellen. (Diff-Quik, 500-fache Vergrößerung.)
Mastzelltumor
Mastzelltumoren gehören zu den am besten zu diagnostizierenden Rundzelltumoren, da sie leicht an ihren charakteristischen violetten Mastzelltumoren zu erkennen sind. Mehrere Hunderassen sind prädisponiert für die Entwicklung von Mastzelltumoren, die solitär oder multizentrisch sein können. Die meisten Tumore treten bei Hunden mittleren und höheren Alters auf. Kürzlich wurde ein zytologisches Klassifizierungsschema für Mastzelltumoren vorgeschlagen, das bei der Unterscheidung zwischen niedriggradigen und hochgradigen Tumoren hilfreich sein kann, auch wenn die histologische Beurteilung weiterhin der Goldstandard für die Klassifizierung von Mastzelltumoren ist. In der Studie, in der dieses Einstufungsschema bewertet wurde, hatten Hunde mit niedriggradigen Tumoren eine längere Überlebenszeit als Hunde mit hochgradigen Tumoren (mittlere Überlebenszeit von 364,6 + 42,5 Tagen bei hochgradigen Tumoren). Bei Hunden mit zytologischen hochgradigen Mastzelltumoren war die Wahrscheinlichkeit, dass sie innerhalb der zweijährigen Nachbeobachtungszeit verstarben, 25-mal höher als bei Hunden mit niedriggradigen Tumoren. Das Klassifizierungsschema hatte eine Sensitivität von 88 % und eine Spezifität von 94 % im Vergleich zum zweistufigen histologischen Klassifizierungssystem.6 Das zytologische Erscheinungsbild eines niedriggradigen gegenüber einem hochgradigen Tumor ist in Abbildung 3 dargestellt.
Abbildung 3. Aspirate von niedriggradigen (links) und hochgradigen (rechts) Mastzelltumoren. Links. Der niedriggradige Mastzelltumor hat mittelgroße, diskrete runde bis ovale Zellen (schwarze Pfeile) von relativ einheitlicher Größe mit einem mittelgroßen, runden zentralen Kern, der teilweise von zahlreichen kleinen violetten Granula durchsetzt ist, die das reichlich vorhandene Zytoplasma ausfüllen. (Diff-Quik, 1000fache Vergrößerung.) Rechts. Hochgradiger Mastzelltumor mit spärlich granulierten, diskreten Rundzellen, die eine Multinukleation (schwarze Pfeile), bizarre mitotische Figuren (gelber Pfeil) und Kernatypien mit mehreren hervorstehenden Nukleoli aufweisen. Die grünen Pfeile kennzeichnen Neutrophile und Eosinophile zum Größenvergleich. (Diff-Quik, 600-fache Vergrößerung.)
Lymphome
Es gibt zwei verschiedene Formen von Hautlymphomen: 1) epitheliotrope Lymphome, die typischerweise kleine bis mittelgroße Zellen aufweisen, und 2) nicht-epitheliotrope Lymphome, die typischerweise mittelgroße bis große Zellen aufweisen. Epitheliotrope Lymphome werden hier nicht behandelt, da für diese Entität eine histopathologische Untersuchung erforderlich ist, um den Epitheliotropismus für die Diagnose zu identifizieren. Briards, Englische Cockerspaniels, Bulldoggen, Boxer, Scottish Terrier und Golden Retriever sind prädisponiert für kutane Lymphome.5 Hunde mit nicht-epitheliotropem Lymphom haben einzelne oder häufiger multiple kutane Knötchen. Die Krankheit ist progressiv und kann schließlich Lymphknoten und/oder Eingeweide befallen. Das zytologische Erscheinungsbild des nicht-epitheliotropen Lymphoms im Vergleich zum kutanen Plasmozytom ist in Abbildung 4 dargestellt.
Plasmozytom (Plasmazelltumor)
Plasmozytome entstehen in der Regel de novo aus kutanen Plasmazellen und sind nicht mit einer Knochenmarksbeteiligung verbunden. Das Multiple Myelom (Plasmazellneoplasie im Knochenmark und anderen Organen) kann mit einer Hautbeteiligung einhergehen, was jedoch sehr selten vorkommt.4 Ältere Hunde sind häufiger von kutanen Plasmozytomen betroffen. Cocker Spaniels, Airedale-Terrier, Kerry Blue Terrier, Standard-Pudel, Yorkshire-Terrier und Scottish Terrier sind prädisponiert.5 Die meisten kutanen Plasmozytome lassen sich durch eine vollständige chirurgische Entfernung heilen. Das zytologische Erscheinungsbild von Plasmozytomen im Vergleich zu Lymphomen ist in Abbildung 4 dargestellt.
Abbildung 4. Zytologisches Erscheinungsbild von Lymphomen (links) im Vergleich zu Plasmozytomen (rechts). Links. Man beachte, dass die Lymphomzellen mittelgroß bis groß sind und im Vergleich zum Plasmozytom ein höheres N:C-Verhältnis und feiner gepunktetes Chromatin aufweisen. Die gelben Pfeile kennzeichnen nicht-neoplastische kleine Lymphozyten zum Größenvergleich. Der grüne Pfeil kennzeichnet eine bizarre mitotische Figur. (Diff-Quik, 750-fache Vergrößerung.) Rechts. Neoplastische Plasmazellen weisen im Vergleich zu Lymphomen eine größere Menge an tiefblauem Zytoplasma auf und haben einen exzentrischeren Kern mit einem gröberen oder netzartigen Chromatinmuster. Binukleation (schwarzer Pfeil) oder Multinukleation und ausgeprägte Anisokaryose (grüne Pfeile kennzeichnen neoplastische Zellen mit größeren Kernen) sind gemeinsame Merkmale. Sowohl Lymphome als auch Plasmozytome können perinukleäre klare Zonen und mitotische Figuren aufweisen. (Diff-Quik, 750-fache Vergrößerung.)
Übertragbarer venerischer Tumor (TVT)
Die Ursprungszelle des TVT bleibt ein Rätsel, und er ist einzigartig unter den Rundzelltumoren, da er durch physische Transplantation bei sexuell aktiven Hunden übertragen wird. Die Chromosomenzahl beträgt 59 statt der normalen 78, die bei anderen Zelltypen zu finden sind.4 Zusätzlich zu den äußeren Genitalien können Massen an den Lefzen und anderen Teilen der Haut oder Schleimhaut gefunden werden, die mit den Genitalien in Kontakt kommen. Die Tumore wachsen zunächst schnell, ruhen dann eine Zeit lang und können nach einigen Monaten spontan wieder verschwinden. TVT metastasiert nur selten in regionale Lymphknoten und selten in Eingeweide.4 Die Behandlung mit Vincristin ist hochwirksam und führt bei den meisten Hunden zu einer vollständigen Remission. Das zytologische Erscheinungsbild der TVT ist in Abbildung 5 dargestellt.
Abbildung 5. Zytologisches Erscheinungsbild des transmissiblen venerischen Tumors. Links. Man beachte die großen, diskreten, runden Zellen mit mittelgroßen, runden, leicht exzentrischen Kernen und einer mäßigen Menge an blassblauem Zytoplasma. Grüne Pfeile kennzeichnen Neutrophile zum Größenvergleich. (Diff-Quik, 600-fache Vergrößerung.) Rechts. Höhere Vergrößerung der neoplastischen Zellen mit grob gesprenkeltem Chromatin, einem oder mehreren kleinen bis mittelgroßen dunklen Nukleoli, zytoplasmatischen Vakuolen (dünner roter Pfeil) und einer mitotischen Figur (schwarzer Pfeil). (Diff-Quik, 1200fache Vergrößerung.)
Zusammenfassung
Die zytologische Untersuchung von kutanen und subkutanen Rundzelltumoren ist aufgrund der hohen Zellausbeute bei der Feinnadelaspiration oft lohnend. Mit etwas Übung kann die Differenzierung der sechs hier gezeigten kutanen Rundzelltypen in der überwiegenden Mehrheit der Fälle leicht erreicht werden. Die Ergebnisse der zytologischen Untersuchung können Aufschluss über die Prognose geben, die nächsten diagnostischen Schritte vorgeben oder eine schnelle Behandlung ermöglichen.
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