Die brasilianische Wüste, die sich in tausend Lagunen verwandelt
In der Trockenzeit ist es nicht schwer zu verstehen, wie der brasilianische Nationalpark Lençóis Maranhenses zu seinem schnulzigen Namen kam. Lençóis maranhenses ist portugiesisch für „Bettlaken von Maranhão“ und bezieht sich auf einen Bundesstaat im Nordosten des Landes und seine endlos hügelige, cremeweiße Landschaft – das größte Sanddünenfeld Südamerikas. Ohne Führer kann man sich in dem riesigen Gebiet mit seinen bis zu 30 Meter hohen Verwehungen leicht verirren.
Auf den ersten Blick sehen die kilometerlangen Sanddünen von Lençóis Maranhenses wie eine typische ausgedörrte Wüste aus. Doch dieser Ort liegt in der Nähe des Amazonasbeckens und wird vier Monate im Jahr von starken Regenfällen durchnässt. Starke Winde und Regen verwandeln das Land, wenn das Regenwasser die Täler zwischen den Dünen füllt und ein surreales Geflecht aus Tausenden von scheinbar wundersamen Lagunen zwischen den Sandbändern bildet. Die blauen und grünen Flecken erreichen ihren Höhepunkt im Juli, wobei einige bis zu 300 Fuß lang und tief genug zum Schwimmen sind.
Diese Süßwasserlagunen können auch miteinander verbunden sein, wenn Flüsse, wie der Rio Negro, sich durch die Dünen schlängeln. Gerbstoffe aus der verrottenden Vegetation färben das Wasser des Flusses in die Farbe von Tee, Kaffee oder einer rötlichen Substanz. Von oben sehen die dunklen Finger des Rio Negro wie Arterien aus, die abstrakte Muster in den weißen Sand bluten.
Schließlich endet der Regen, die Trockenzeit kehrt zurück, und die tropische Sonne trocknet das magische Flickwerk aus. Die Bettlaken werden wieder sauber, bis es im nächsten Jahr wieder regnet.