Chromosomenvarianten beim Klinefelter-Syndrom

Okt 16, 2021
admin

Das Klinefelter-Syndrom (KS) beschreibt den Phänotyp der häufigsten Geschlechtschromosomenanomalie beim Menschen und tritt bei einem von 600 männlichen Neugeborenen auf. Die typischen Symptome sind eine hohe Statur, schmale Schultern, breite Hüften, spärliche Körperbehaarung, Gynäkomastie, kleine Hoden, fehlende Spermatogenese, normale bis mäßig reduzierte Leydig-Zellfunktion, erhöhte Sekretion von follikelstimulierendem Hormon, Androgenmangel und normale bis leicht verminderte verbale Intelligenz. Darüber hinaus werden unter anderem Osteoporose, Krampfadern, thromboembolische Erkrankungen oder Diabetes mellitus beobachtet. Einige der typischen Merkmale können sehr schwach ausgeprägt sein, so dass die betroffenen Männer die Diagnose oft erst im Erwachsenenalter durch ihre Unfruchtbarkeit erhalten. Mit einer Häufigkeit von 4 % wird KS als die häufigste genetische Ursache für männliche Unfruchtbarkeit beschrieben. Der häufigste Karyotyp bei betroffenen Patienten ist 47,XXY. Darüber hinaus wurden verschiedene andere Karyotypen beschrieben, darunter 46,XX bei Männern, 47,XXY bei Frauen, 47,XX,der(Y), 47,X,der(X),Y oder andere numerische Geschlechtschromosomenanomalien (48,XXXY, 48,XXYY und 49,XXXXY). Der Schwerpunkt dieser Übersichtsarbeit lag darin, die unterschiedlichen Phänotypen, die durch die verschiedenen Karyotypen entstehen, zu erfassen und sie mit denen eines „normalen“ KS-Karyotyps zu vergleichen. Zu diesem Zweck wurden die Patienten in 6 verschiedene Gruppen eingeteilt: Klinefelter-Patienten mit einem zusätzlichen Isochromosom Xq, mit zusätzlichen Rearrangements auf einem der beiden X-Chromosomen bzw. auf dem Y-Chromosom, sowie XX-Männer und echte Hermaphroditen, 47,XXY-Frauen und Klinefelter-Patienten mit anderen numerischen Geschlechtschromosomen-Anomalien. Bei letzteren wurde eine fast lineare Zunahme der Körpergröße und eine Entwicklungsverzögerung beobachtet. Männer mit einem zusätzlichen Isochromosom Xq zeigen Unfruchtbarkeit und andere geringfügige Merkmale einer „normalen“ KS, aber keine erhöhte Körpergröße. Abgesehen von der Unfruchtbarkeit ist bei männlichen Patienten mit anderen der(X)- und der(Y)-Umlagerungen sowie bei XXY-Frauen aufgrund der geringen Fallzahl kein spezifischer Phänotyp erkennbar. Der Phänotyp von XX-Männern hängt vom Vorhandensein von SRY (sex-determining region Y) und dem Grad der X-Inaktivierung ab, wobei SRY-negative Patienten im Allgemeinen selten beobachtet werden.

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